Veröffentlicht am 1. Februar 2013 | by Hafida
0Regeln am Tisch – stressfrei mit Kindern essen
„Bleib bitte sitzen und hampel nicht so rum!“ – „Nimm die Finger aus dem Essen!“ – „Wo bleibt das Bismillah?“
Diese Aussprüche sind so oder so ähnlich allen Eltern bekannt. Schließlich trifft man sich in der Regel dreimal am Tag als Familie zum Essen am Tisch. Jedes Land hat dazu eigene Regeln und Tischsitten und das Einhalten dieser Tischmanieren kann sowohl als Kind als auch später als Erwachsener anderen Menschen Auskunft darüber geben, aus welcher „Kinderstube“ man stammt. Der Chef, der sich beim Geschäftsessen über sein Essen hängt, die Ellenbogen nicht von der Tischkante hebt oder mit vollem Mund spricht, sinkt genauso schnell im Ansehen, wie der adrett gekleidete Nachbarsjunge, der erstmals zu Besuch kommt und dabei das servierte Essen herunter schlingt und ohne Dank vom Tisch aufsteht.
Gleichzeitig ist die Situation bei Tisch nicht nur eine Tisch-Schule, sie ist auch Zentrum des Familienlebens. Hier werden Neuigkeiten ausgetauscht, Erwartungen an die Kochkünste und Essensmengen gestellt, Familienpositionen definiert und Kultur weitergegeben. Es ist für die kurze Zeit, des gemeinsamen Essens, konzentriertes Familienleben – und genau so fühlt es sich manchmal an.
1. DER LEERE TELLER
Eltern sind keine Mülleimer. Irgendwann zwischen Bananenbrei und Karottenmus gewöhnen sie sich an, die Essensreste der Kinder auf zu essen. Das leert zwar die Teller, aber es ist weder für die Figur noch für den eigenen Essensgenuss zuträglich.
Nahrungsmittel zu verschwenden, ist in keiner Familie erwünscht – sowohl aus ethischen als auch aus wirtschaftlichen Gründen. Das Leeressen des Tellers ist deshalb ein großes Thema. Als Eltern kommt zusätzlich hinzu, dass das Kind gut essen soll, um „groß und stark“ zu werden. Bei Schlechtessern, läuten im besorgten Mutterherz sofort die Alarmglocken – Bekommt mein Kind alles, was es braucht? Ist es krank? Der Teller wird deshalb immer Auge behalten und schnell zum Streitthema.
Grundsätzlich gilt – außer bei wirklichen Erkrankungen oder psychischen Problemen, dass sich ein gesundes Kind das holt, was es braucht. Und wie bei Erwachsenen auch, ist der Appetit nicht jeden Tag gleich groß und vielleicht helfen ja folgende Tipps:
- KEIN Kind darf dazu gezwungen werden seinen Teller leer zu essen. Das führt im schlimmsten Fall zu gestörtem Essverhalten. Findet vernünftige Lösungen und arbeitet an diesen Schritt für Schritt.
- Dein Kind entscheidet selbst wie viel anfänglich auf den Teller kommt, und das sollte es versuchen zu schaffen. Das fördert selbstverantwortliches Handeln und ein gutes Gefühl dafür, wie viel Nahrung gegen den Hunger hilft.
- Lieber kleine Portionen und die Möglichkeit des Nachschlags, als den Augen nachgeben und alles voll packen. Wichtig dabei, dass die Eltern bedenken, dass die Teller je nach Alter des Kindes gefüllt werden. Ein Fünfjähriger braucht weniger als ein Achtjähriger – auch wenn der Fünfjährige anderer Meinung ist.
- Erzieht kein Kind mit dem Ekelfaktor zum Teller-leer-essen. Versucht Nicht-Aufgegessenes später nochmal anzubieten, aber das geht nicht mit jedem Essen. Es muss trotzdem noch ansprechend sein und schmackhaft sein.
- Keine Kompromissportionen: Es gibt Momente, da kann man keinen Bissen mehr verdrücken, auch wenn man es noch so sehr sollte. Auch das muss man respektieren. Aber die Ermahnung, das nächste Mal weniger auf den Teller zu tun, die ist wichtig in diesem Moment.
2. ES SCHMECKT NICHT
Da steht man stundenlang in der Küche, präsentiert das Essen und bekommt dafür nur lange Gesichter und lustloses Gestochere. Das Essen nicht zu mögen, ist ein schwerer Schlag für das Selbstbewusstsein der Köchin/des Kochs und die Diskussion ums „Es schmeckt nicht“ ist manchmal auch ein Spiegelbild eines Machtkampfes, bei dem das Kind seine wirkungsvollste Waffe zieht: Das Nicht-Essen! Um den Konflikt aus dieser Situation zu nehmen, hilft es schon , das „Nicht-Essen“ nicht persönlich zu nehmen und kein Theater daraus zu machen.
„Wo kein Applaus – da kein Theater“
Manchmal ist es aber wirklich eine Frage der Geschmackssinns. Besonders neue Gerichte bzw. Zutaten sind eine Herausforderung. Kinder haben noch einen sehr feinen Geschmackssinn, und Dinge, die wir als lecker empfinden, können für sie ungenießbar sein. Von persönlichen Vorlieben ganz zu schweigen. Hier kann die Grundregel des Probierens helfen: „Alles muss mindestens einmal als kleines Stückchen probiert werden“– bevor es als Portion auf dem Teller landet. Und das Urteil muss respektiert werden. Schmeckt es nicht, dann braucht es nicht gegessen werden. So entwickelt das Kind keine grundsätzliche Abneigung neuer Gerichte oder Zutaten gegenüber aber entdeckt im Gegenzug etwas ganz Neues – oder eben nicht. Im letzteren Fall, versucht man es in einigen Monaten wieder. Was heute nicht schmeckt, kann in wenigen Monaten das Lieblingsgericht werden, oder umgekehrt.
3. KNIGGE, MANIEREN und KULTUR
„Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr“
Wenn der Tisch nach dem Essen wie ein Schlachtfeld aussieht, die Ohren vom Lärm noch klingeln und die Kinder erst mal eine Komplettreinigung brauchen, dann weiß man – es war mal wieder einer jener Tischtage! Es lohnt sich, früh anzufangen und konsequent Tischregeln einzuhalten. Dann gibt es weniger solcher Tage und mehr schöne Familienmalzeiten, inschallah.
Wir wünschen allen, dass das gemeinsame Essen ein entspanntes und bereicherndes Zusammenkommen der Familie ist. Genießt es und freut Euch an dem, was Allah (ta) gegeben hat – an Nahrung und an Familie.
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